Seit meiner frühesten Kindheit wollte ich wegen meiner angeborenen
Sensibilität Künstler werden. Mit 15 Jahren spielte ich schon
Trompete und trat im Theater auf. Dann wurde ich zusammen mit einem Partner
musikalischer Clown. Ich war überglücklich, wenn die Kinder und
Erwachsenen herzhaft lachten. Dies war schon eine Art, die Leute glücklich
zu machen.
Übrigens konnte ich zwei Jahre lang bei Madeleine Veyron-Lacroix,
einer Harfenspielerin und Gesangslehrerin in Paris, Unterricht nehmen.
Sie entdeckte in dieser Zeit bei mir eine natürliche Begabung für
den Gesang. Ich war 19 Jahre und mein Lebensweg schien bereits festgelegt: immer mehr hatte ich den Ehrgeiz, Künstler zu werden. Zu dieser
Zeit spielte ich auch Trompete in einem Orchester, wo ich ab und zu Jazz
improvisierte. Dann kam schliesslich der Wehrdienst. Ein Jahr lang musizierte
ich in einem Orchester in Valenciennes und sorgte als Clown bei Weihnachtsfeiern
für Stimmung.
Schliesslich wurde ich 1961 nach Algier versetzt, wo ich dank der göttlichen
Fügung von einem jungen Soldaten das Evangelium kennenlernte und
der mich mit der Bibel vertraut machte. Auf alle Fragen, die ich mir
vorher gestellt hatte, fand ich nun eine Antwort. Es war für mich
eine aussergewöhnliche Entdeckung. Ich las die Bibel, ja ich verschlang
sie buchstäblich. Das war es, worauf ich seit langem gewartet hatte.
In Algerien traf ich eine Gruppe von Christen, die mir die Freude am
Evangelium weitergab. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es
Leute gab, die ihren christlichen Glauben so intensiv lebten. Während
ich das Evangelium entdeckte, wurde mir klar, wie unverträglich
gewisse Aktivitäten mit meinem neuen Leben waren. Und dennoch waren
das Theater und der Zirkus mein Lebensinhalt. Alles drehte sich darum.
Aber ich begriff auch, dass meine Bekehrung ein Sprungbrett war, um wunderbare
Erfahrungen zu machen.
So begann ich in den Kirchen zu singen. Natürlich
empfand ich dort nicht den Rausch eines begeisterten Publikums, den die
bekannten Sänger empfinden können. Aber das war auch nicht
mein Ziel. An dem Tag, als ich begann, Lieder zu komponieren, wollte
ich zunächst die alltäglichen Dinge des Lebens musikalisch
vertonen und ausdrücken; alles, was mir weh tat, wie z.B. das Lied mit
dem Titel
«Omeyra». Es handelt sich um ein kleines Mädchen
in Kolumbien, das bei dem Vulkanausbruch des Nevada del Ruiz unter entsetzlichen
Umständen ums Leben kam. Die Älteren unter uns erinnern sich
bestimmt noch daran. Man sollte dank meines Liedes dieses 12-jährige
Mädchen nicht vergessen.
Mir wurde manchmal vorgeworfen, traurige und wehmütige Liedertexte
zu schreiben. Es wird ja oft gesagt, die Clowns seien traurig und das stimmt
auch! In der Welt, in der wir leben, können wir leider nicht ständig
im Glück schwelgen. Es ist unmöglich, all das zu vergessen,
was unsere Welt verfinstert, wie z.B. leidende Kinder, alleingelassene
und arme alte Menschen und vom Krieg getrennte Familien. Angesichts des
Elends in dieser Welt, muss man seine Traurigkeit ausdrücken, um
seinen Zeitgenossen die Realität vor Augen zu halten, die viele
nicht immer wahrnehmen. Man darf aber nicht vergessen, neben der Botschaft
des menschlichen Leidens kann man auch die Hoffnung entdecken. Christus selbst
hat immer seine Sensibilität und sein Mitgefühl für die
leidgeprüften Menschen gezeigt.
Ich denke, jeder erhält von Gott ein oder mehrere Talente. Der
Herr hat mir das Talent für den Gesang und die Musik geschenkt.
Ausserdem übe ich seit über 10 Jahren auch ein Predigeramt
aus. Wenn ich zwischen dem Gesang und der Predigt wählen müsste,
würde es mir sehr schwerfallen, eine Entscheidung zu treffen. Das,
was mir am Herzen liegt, ist einzig und allein, Gott zu gehorchen und
Ihm zu dienen. Wenn er es beschliessen sollte, mich nach Afrika oder
anderswo zu schicken, so würde ich dorthin fahren, um das menschliche
Elend zu erleichtern. Das drücke ich auch in einem meiner Lieder
mit den folgenden Worten aus: «Ich möchte in ein fernes Land
fahren, wo die Unglücklichen krank und verwundet sind.» Selbst
wenn es für mich eine seelische Belastung bedeuten sollte, würde
ich dem Ruf des Herrn folgen. |