Die Fussball-WM ist gleich nach den Olympischen Spielen zweifellos das beliebteste, sportliche Ereignis auf unserem Planeten. Sie ist ein Wettkampf, der alle vier Jahre bei den Nationen und sogar bei den Politikern eine unvermutete Begeisterung hervorruft. Wie viele Zuschauer möchten sich doch so gern mit den soliden und durchtrainierten Spitzensportlern identifizieren, deren ungewöhnliche, körperliche Leistungen sie gewissermassen zu Übermenschen machen. Das Gleiche gilt übrigens auch in anderen Bereichen, wie z.B. dem Showbusiness, wo berühmte Stars die Menschen zum Träumen bringen. Ihre körperliche Schönheit, der verführerische Charme und ihr Reichtum sind eben ganz eindeutig die äusseren Merkmale des gesellschaftlichen Erfolges. Das Leben im Luxus (und auch oft in der Wollust) dieser von den Menschenmengen angebeteten Sieger zeigt uns, dass sie wirklich dem Ideal unserer materialistischen Gesellschaft, einem masslosen Wettbewerb, entsprechen.
In unserer unbarmherzigen Welt wird der körperlich und intellektuell Schwache, ein Verlierer in den Augen der Gesellschaft, unverzüglich ausgegrenzt und an den Rand gedrängt genauso wie eine zu naive und gutgläubige Person. Ausserdem betrachtet die Wirtschaft schnell den Einzelnen wie eine veraltete, unproduktive Maschine, sobald er ein gewisses Alter erreicht hat oder nicht mehr topfit ist. Deshalb zählt nur die Fähigkeit, sich um jeden Preis zu behaupten und seinen Nächsten mit Hilfe von Kompromissen oder noch schlimmeren Methoden auszuschalten. Übrigens sind wir oft erstaunt, mit noch jungen Leuten konfrontiert zu werden, deren Benehmen einem Roboter gleicht. Diese harten und unversöhnlichen Personen haben schon früh die Überlebensreflexe gelernt, als ob sich ihre Existenz in einem Dschungel abspielt.
Unsere moralisch dekadente Gesellschaft wurde schon vor langem vom Apostel Paulus im Neuen Testament angekündigt: «Denk daran: Wenn das Ende dieser Welt vor der Tür steht, wird es schwere Zeiten geben. Dann werden die Menschen selbstsüchtig, geldgierig, prahlerisch und eingebildet sein. Sie werden ihre Mitmenschen beleidigen, ihren Eltern nicht gehorchen und vor nichts mehr Ehrfurcht haben. Sie sind undankbar, lieblos und unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht und gewalttätig, sie hassen das Gute, sind untreu und unzuverlässig und aufgeblasen vor Überheblichkeit. Sie kümmern sich nicht um das, was Gott Freude macht, sondern suchen nur, was ihre eigene Lust vermehrt» (2 Timotheus 3.1-4, die Gute Nachricht).
Was hält Gott, der Schöpfer der Menschheit, von dieser
«Roboter-Generation»? Kann er die Masstäbe unserer globalisierten Gesellschaft mit all den unvermeidlichen Konsequenzen akzeptieren? Wer sind eigentlich in seinen Augen die wahren Sieger? Jesus selbst beantwortet diese Frage, er der Grösste, im Besitz der Allmacht, der aber als einfacher Diener in unsere Welt gekommen ist und deshalb nur von wenigen als der versprochene Messias anerkannt wurde. Seine Lehren sind total verschieden, z.B. wie man die Menschen beurteilen soll, die ja meistens ehrgeizig sind und sich den anderen gegenüber überlegen fühlen. «Aber gerade so darf es bei euch nicht sein. Wer in Gottes Augen gross sein will, der soll den anderen dienen, und wer der Erste sein will, soll sich allen anderen unterordnen» (Markus 10.43-44). Denen, die nach dem Prestige streben, sagt er auch: «Denn der Stolze wird gedemütigt und der Demütige wird erhöht werden» (Lukas 18.14). Ausserdem warnt Christus diejenigen, die ihr Leben erkaufen wollen und es dabei verlieren: «Denn was gewinnt ein Mensch, selbst wenn ihm die ganze Welt zufällt, er aber dabei das ewige Leben verliert?» (Markus 8.36).
Übrigens legen die Seligpreisungen Jesu in seiner berühmten Bergpredigt ganz eindeutig die Grundlagen für eine völlig andere Gesellschaft als die, wie wir sie heute kennen. So können wir im Matthäus-Evangelium lesen: «Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten und nichts von sich selbst, denn sie werden mit ihm in der neuen Welt leben. Freuen dürfen sich alle, die unter der Not der Welt leiden, denn Gott wird ihnen ihre Last abnehmen. Freuen dürfen sich alle, die keine Gewalt anwenden, denn Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben. Freuen dürfen sich alle, die brennend darauf warten, dass Gottes Wille geschieht, denn Gott wird ihre Sehnsucht stillen. Freuen dürfen sich alle, die barmherzig sind, denn Gott wird auch mit ihnen barmherzig sein. Freuen dürfen sich alle, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen. Freuen dürfen sich alle, die Frieden schaffen, denn sie werden Gottes Kinder sein» (5.3-9). Gemäss den göttlichen Normen werden erstaunlicherweise die Verlierer der modernen Gesellschaft hervorgehoben, für die man nicht viel übrig hat. Sie stellen damit die wahren Sieger dar!
Im Reich Gottes wird es tatsächlich nur wenige berühmte Persönlichkeiten auf Grund ihrer Intelligenz, Schönheit oder körperlichen Stärke geben, «denn Gott hat sich vielmehr die Einfältigen und Machtlosen ausgesucht, um die Klugen und Mächtigen zu demütigen. Er hat sich die Geringen und Verachteten ausgesucht, die nichts gelten, denn er wollte die zu nichts machen, die vor den Menschen etwas sind» (1 Korinther 1.27-28). Auch der Apostel Jakobus betont diese erstaunliche Tatsache, indem er erklärt: «Gott hat doch gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund ihres Glaubens reich zu machen. Sie sollen in Gottes neue Welt kommen, die er denen versprochen hat, die ihn lieben» (Jak. 2.5).
Kurz gesagt: die Merkmale des göttlichen Reiches unterscheiden sich total von denen der Gesellschaft unserer Zeitgenossen, die im Grunde genommen vor eine Wahl gestellt werden, sich entweder für den bequemen Weg der weltlichen Menschen mit ihrem kalten, egoistischen Verhalten zu entscheiden oder aber für Gott, der uns die Möglichkeit bietet, ein hohes Ideal zu verfolgen. Die Bibel sagt uns jedoch auch, dass der Weg derjenigen, die sich für Gott entschieden haben, selten komfortabel ist und man sich nicht mehr nur auf seine eigenen Kräfte verlassen darf sondern vor allem auf die göttliche Macht. Ausserdem wird der Christ, weil er gegen den Strom schwimmt, schnell von der Gesellschaft und von seinem Umfeld isoliert und auch von den nahestehenden Familienmitgliedern nur selten akzeptiert. Trotz dieser unvermeidlichen und schmerzlichen, sozialen Diskriminierung tut es gut zu wissen, dass es durchaus möglich ist, zu siegen und die auf dem beschwerlichen Pilgerweg liegenden Hindernisse zu überwinden, denn wie es der Apostel Paulus schrieb: «Aber dennoch: Wir werden über alles triumphieren, weil Christus uns so geliebt hat» (Römer 8.37).
Karin Bouchot
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