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Das Christentum, eine Religion der Förmlichkeit?
 
 

Welches Bild macht sich die moderne Gesellschaft vom Christentum? Wie wird es von unseren Zeitgenossen wahrgenommen? Im allgemeinen sieht die Gesellschaft, wie Männer und Frauen mit Kindern in die Kirche gehen, ohne dass die Welt deshalb besser wird. Die Aussenstehenden beobachten sie erstaunt und haben, ehrlich gesagt, keine Lust, ihre «religiösen Vereine» besser kennen zu lernen, die allem Anschein nach nicht viel zu bieten haben, bis auf die religiöse Litanei, die kirchlichen Traditionen und andere eher einem Theaterstück gleichenden äussere Merkmale. Die Eintönigkeit und der Mangel an Begeisterung in der Kirche und im Alltag der Christen veranlassen sie deshalb dazu, den weltlichen Zeitvertreib vorzuziehen, der die Menschenmengen auf unvergleichliche Weise begeistern und mit unerwarteter Schwärmerei erfüllen kann.

Welch ein enormer Energieaufwand seitens der Volksmasse, um sich an diese aufregenden «Kultstätten» zur Anbetung eines Idols zu begeben, während sich die grossen Kirchen immer mehr leeren. Selbst wenn man dort noch weiterhin die wichtigen Etappen des Lebens (Geburt, Hochzeit, Tod) feiert, so müssen wir doch zugeben, dass es vor allem wegen der religiösen Kulisse ist. So wird wenigstens die betroffene Person für einen respektablen und anständigen Menschen gehalten! Ausser diesen seltenen Gelegenheiten, an einem Gottesdienst teilzunehmen, vergessen die weltlichen Menschen Gott sehr schnell. Tatsächlich könnten seine Forderungen ihr behagliches und angenehmes Leben stören! Wer hat eigentlich Schuld daran: die Gesellschaft oder die Kirche?

Um diese Frage zu beantworten, wollen wir das Urchristentum untersuchen, das den Enthusiasmus der Menschenmengen hervorrufen konnte, obwohl es doch damals nur wenige Anhänger gab, um die christliche Religion zu verbreiten (Apostelgeschichte 17.6). Was war also ihr Geheimnis? Diese ersten Christen berichteten mit einfachen Worten von Jesus Christus, dessen mustergültiges Leben auf unserer Erde ihnen als Vorbild diente. Aus Liebe zu seinen Geschöpfen hatte Gott zum richtigen Zeitpunkt seinen Sohn auf unsere Erde gesandt, um uns zu retten, zu helfen und uns das ewige Leben zu schenken.

Die Lehre Jesu war keine komplizierte Theologie und hatte nur zum Ziel, den Glauben und die Hoffnung zu wecken. Dennoch waren die Reaktionen sehr unterschiedlich, wenn er vor grossen Menschenmengen predigte. Während viele ihm folgten und ihn anbeteten, zeigten andere dagegen eine feindselige Haltung, die schliesslich mit der schlimmsten Strafe, der Kreuzigung, endete. Die Ironie des Schicksals war es jedoch, dass die Anstifter dieses Verbrechens ausgerechnet zu den damaligen geistlichen Führern und Würdeträgern zählten, die auf diesen allzu populären Messias und seine revolutionären Taten und Lehren neidisch waren. Die nur auf äusserliche Formen bedachte Frömmigkeit dieser verehrten Kaste stand im krassen Gegensatz zur Lehre Christi.

Ja, Jesus Christus war ein Revolutionär seiner Zeit, der die Religion von seinen menschlichen und sinnlosen Traditionen befreien wollte. Sein schrecklicher Tod, den die Gesetzeshüter beschlossen hatten, offenbarte ihre wahre Natur aber gleichzeitig auch die bedingungslose Liebe Christi zu den Menschen. Seine Auferstehung ist der Beweis für den sensationellen Sieg des Guten über das Böse, und seine Macht wird auch uns in der Endzeit auferstehen lassen. Ausserdem lebt der Heilige Geist in uns (Ap. 1.8), wenn wir Christus annehmen und ermöglicht es uns, Erfahrungen mit Gott zu machen; eine Gabe, die unter anderem auch das Vertrauen, die Ausdauer, den Scharfsinn und den Mut zum Zeugnisablegen zur Folge hat.

So hat das nichts mehr mit der von äusserlichen Frömmeleien geprägten Religion zu tun, über die sich die Gesellschaft lustig macht. Das wahre Christentum ist eine Religion der täglichen Erfahrung, eine persönliche und enge Beziehung zu Christus. An dem Tag, wo die Christen nur noch diesem Vorbild und nicht einem religiösen Chef oder einem anderen Idol folgen wollen, wird es die Gesellschaft bestimmt sofort bemerken. Dann werden sich die Leute sicher die Frage stellen, warum die Christen anders als die meisten sind, welches ihr Ideal und die Kraft ist, die sie beseelt und worauf eigentlich ihre Hoffnung beruht.

Der Schlüssel ihres Geheimnisses ist nichts anderes als die gute Nachricht, die von Christus und seinen Aposteln verkündigt wurde und die sie später in der Bibel niedergeschrieben haben; eine einmalige Botschaft, ein aussergewöhnliches und unverdientes Geschenk, kurz gesagt: das ewige Leben in Gottes Gegenwart! Das wahre Christentum hat also nichts mit der Religion gemeinsam, die unsere Zeitgenossen meistens beobachten können. Es handelt sich lediglich um eine enge Beziehung zwischen Christus und dem Gläubigen, der die Rückkehr seines Herrn und die Erlösung vom Bösen erwartet. Diese Frömmigkeit schliesst automatisch eine nur aus äusserlichen, religiösen Formen bestehende Religion aus.

Wie es uns Christus in seinem Leben gezeigt hat, sollten die Worte und Taten der Christen auf einer bedingungslosen Liebe und dem Mitgefühl für den Nächsten beruhen, was sicherlich das Interesse und die Begeisterung von den Männern und Frauen unserer heutigen Gesellschaft erwecken könnte. Erst dann würden viele Menschen aufhören, die heidnischen Idole des Showbusiness und des Sportes anzubeten und sich endlich für denjenigen interessieren, der auch für sie gestorben ist, um sie aus der Knechtschaft des Bösen zu befreien und ihnen das versprochene, ewige Leben zu gewähren.

Karin Bouchot

 
 
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